Dieter Hackler, Vorstandsvorsitzender der Conterganstiftung

„Es ist gut, dass es qualifizierte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner gibt“

Psychische Leiden von Menschen mit Conterganschädigung standen lange Zeit nicht im Fokus der Versorgung. Inzwischen gibt es für Betroffene die Möglichkeit, auch bei psychischen Problemen gezielt Hilfe zu suchen: Zum Netzwerk der multidisziplinären medizinischen Kompetenzzentren, das die Conterganstiftung aufbaut, gehört auch die Uniklinik Köln mit ihrer Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie. Hier wird eine Sprechstunde speziell für Menschen mit Conterganschädigung angeboten.

In einem Themenschwerpunkt beleuchtet CIP in loser Abfolge unterschiedliche Aspekte psychischer Leiden und deren Therapie - speziell von Menschen mit Conterganschädigung. Einleitend spricht Dieter Hackler, Vorstandsvorsitzender der Conterganstiftung, über die Relevanz des Angebotes und warum es ein zentraler Baustein innerhalb der Medizinischen Kompetenzzentren ist.

 

Herr Hackler, mit der Uniklinik Köln bietet das Netzwerk der Kompetenzzentren eine Anlaufstelle speziell für Betroffene, die psychologische Hilfe benötigen. Warum hat die Conterganstiftung sich des Themas angenommen?

Wir wissen durch die Alternsforschung, dass die Vulnerabilität bei älteren Menschen gerade im Bereich der Psyche zunimmt. Die Widerstandskraft nimmt ab. Die Lebensumstände belasten durch weiter zunehmende Einschränkungen, und die vielfältigen Verlusterfahrungen bedrücken. Das gilt natürlich auch und wahrscheinlich besonders für Menschen mit Conterganschädigung, die jetzt auch ins Ruhestandsalter kommen. Da ist es gut und notwendig, dass es qualifizierte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner gibt, die einen aufbauen, bestärken und die vor allem helfen können.

 

Der Vorstand besucht alle zehn geförderten Kompetenzzentren. Welche Eindrücke haben Sie nach dem Besuch in der Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Köln mitgenommen?

Der Vorstand der Conterganstiftung ist sehr dankbar, dass wir mit dem Team von Herrn Dr. Niecke in der Uni-Klinik Köln wirklich empathische und hochkompetente Expertinnen und Experten für die Behandlung von Menschen mit Conterganschädigung gewinnen konnten. Der Erfahrungsaustausch mit ihm und seinem Team hat uns tief beeindruckt und gezeigt, dass dieses Angebot von Menschen mit Conterganschädigung gut nachgefragt und vor allem hervorragend bewertet wird. Das war eine sehr gute Nachricht!

 

Was erhoffen Sie sich für die Rat- und Hilfesuchenden von diesem speziellen Angebot?

Wir hoffen sehr, dass durch dieses hervorragende Angebot Menschen mit Conterganschädigung, die sich mit abnehmender Resilienz und Ängsten herumschlagen und quälen, ermutigt fühlen, diese Expertinnen und Experten zu konsultieren.

 

Wo haben Sie zusammen mit den Verantwortlichen noch „Baustellen“ ausgemacht?

Natürlich gibt es im baulichen Bereich der Uniklinik Optimierungsbedarfe. Aber nach unserem Eindruck sind die Verantwortlichen um Herrn Dr. Nieke in der Lage, grundsätzlich und sehr unaufgeregt die notwendigen Hilfsangebote zur Verfügung zu stellen oder zu organisieren. Man merkt: Sie wollen Menschen mit Conterganschädigung gerne helfen. Dabei wird die Conterganstiftung sie natürlich mit Fördermitteln unterstützen.

 

Das Uniklinikum Köln betreibt auch Forschung. Wie ist der Forschungsstand zum Thema psychische Probleme speziell bei Menschen mit Contergan-Schädigungen?

Das ist ein Bereich, in dem noch viel getan werden kann und muss.

 

Gibt es neue Projekte, die für das Kompetenzzentrum in Köln angedacht oder in Planung sind?

Bei unserem Besuch haben wir auch über das Thema Forschung gesprochen und natürlich darauf verwiesen, dass die Conterganstiftung Forschungsvorhaben, die dem Wohl der Menschen mit Conterganschädigung dienen oder in ihrem Interesse liegen, fördern kann. Über entsprechende Projektanträge entscheidet dann der Stiftungsrat. Der Vorstand hat die Verantwortlichen in Köln grundsätzlich ermutigt, einen Projektantrag zu stellen.

 

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